Mein Besuch

bei den Rückepferden der Revierförsterei Dreilinden der Berliner Forsten

 

 

Auf meine Anfrage bei den Berliner Forsten, ob es möglich sei, einen Photo- und Interview-Termin mit einem Pferdeführer bei der Arbeit mit seinem Rückepferd zu bekommen, wurde ich flugs mit dem Chef der Revierförsterei Dreilinden, Obermeister  Heinrich Kiso, verbunden, der gern bereit war, meiner Bitte nachzukommen.

Am Montag, 12. Mai 2014, elf Uhr übergab er mich dem Forstwirtschaftsmeister Hölling, der mich in seinem geländegängigen Forstauto durch schöne Laubbaumbestände zum derzeitigen Arbeitsplatz der beiden Rückepferde des Forstamtes Grunewald brachte.

Deren Arbeit besteht zur Zeit darin, die unerwünschten „Einwanderer“, die spätblühende, aus Nordamerika im vorigen Jahrhundert eingeführte,  Traubenkirsche auszureißen.(Für Interessierte Leser zur Vertiefung: http://www.nabu-emsland.de/236.html)

Als wir ankamen mampften  Kaltblutwallach „Volker“ und Kaltblutdame „Pünktchen“ seelenruhig ihr Heu. Es war gerade Pause angesagt für Mensch und Tier. Das traf sich gut, denn so konnte ich meine Fragen stellen, die von den beiden Forstwirten, Herrn Rohloff und Herrn Richert, bereitwillig beantwortet wurden.

Rückepferde gibt es in den Berliner Forsten seit Anfang der achtziger Jahre wieder.

 Die Forstämter Grunewald, Tegel und Köpenick verfügen über je zwei, die revierübergreifend eingesetzt werden.

Der Einsatz von Rückepferden löst bei der Umweltbehörde eine durchweg positive Resonanz aus, weil sie naturschonend arbeiten.  Der berliner Wald, so erfuhr ich unterwegs, ist zertifiziert. Natürlich müssen auch Maschinen zum Einsatz kommen; aber es gibt auch Stellen im Wald, die nur mit Pferden erreicht und bearbeitet werden können.

Heute darf ich bei so eine Arbeit zusehen. Leider ist mir der erste Video-Clip etwas mißlungen. Ich mußte mit laufender Kamera zur Seite springen, weil Volker plötzlich die Zugrichtung änderte; vermutlich um besser Tritt fassen zu können. Die Tiere müssen sich mächtig ins Geschirr legen, damit sie diese verbuschten Bäume mit ihrem weitverzweigten Wurzelwerk ausgerissen bekommen.

Gekauft werden alte, bewährte Rassen. Volker und Pünktchen beispielsweise sind Mecklenburger.

Vier bis sechs Jahre alt und eingefahren sollten die zukünftigen „Forstarbeiter“ sein. Häufig suchen die Pferdeführer sich ihre „Mitarbeiter“ selbst aus. Die Einarbeitszeit dauert je nach Charakter des Pferdes ein halbes bis zu einem dreiviertel Jahr. Richtig schwere Lasten dürfen sie aber erst sechsjährig ziehen.

Um Pferdeführer zu werden, machen die Forstmitarbeiter einen halbjährigen Basis-Kurs und das bronzene Fahrabzeichen; Lehrgänge sorgen für stete Weiterbildung.

Die Pferde haben einen durchschnittlichen Arbeitstag von sechs Stunden und erhalten vor und nach der Arbeit ca. 5 kg Hafer und Heu satt.

Sie verbringen ihren Feierabend meist in Boxen mit einem Sandpaddock. Die Möglichkeit von Weidegang an den Wochenenden oder gar eine richtige Sommerweide mit anderen Pferden besteht auch.

Abwechslung bringen zwei bis fünfmal im Jahr Events wie „das Holzspektakel“, dann dürfen sie Kremser ziehen. Auf der Grünen Woche haben sie auch schon gezeigt, was sie können.

Das Arbeitsleben eines Rückepferdes dauert so um die sechzehn Jahre. Sie alle haben die Garantie – eingetragen im Equidenpass -, daß sie nie mit dem Schlachter in Berührung kommen werden. Sie können ihren Feierabend auf privaten Koppeln verbringen, dürfen auch schon mal zu besonderen Gelegenheiten angespannt oder zur Freude von Kindern eingesetzt werden.

Für alle, die sich intensiver mit diesem Thema auseinandersetzen wollen:

http://www.ig-zugpferde-bb.de/downloads.html#forst

Text und Bilder: Jutta Schroer